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Kanada

7 Mar 2020
Schnee und Wolken in den Rockies
Schnee und Wolken in den Rockies

Zweiter Tag Zug - durch die Rockys

Das Zugbett war recht bequem, etwas hart vielleicht, aber das Ruckeln des Zuges hilft beim Einschlafen. Um halb eins war ich wach, als wir bei Kamloops hielten, viele Lichter, größere Stadt. Dann schlief ich bis halb sieben, aber das war dann halb acht, weil schon wieder eine Stunde Zeitverschiebung stattgefunden hat. Ich war in weißer Winterlandschaft. Anfangs sah ich noch Berge ringsum, aber im Laufe des Tages wurde es immer wolkiger, neblieger und schneit sogar. Es ist auch merklich kälter im Zug, keine gute Idee mehr mit T-Shirt. Aber es sind draußen auch minus 11 °C.

Zum Frühstück wählte ich heute den Klassiker, Eier mit Speck und Toast und Kartoffelrösti. Es gibt wieder einmal viel zu viel Essen, bei viel zu wenig Bewegung.

Ich genoss die Aussicht aus dem Hochdach, mit dem drei Wagen hier ausgestattet sind. Pünktlich um elf waren wir in Jasper. Hier ist der Zug mehr Verkehrsmittel, als Erlebnisfahrt, wie in Australien. Es stiegen wieder Leute aus und ein und ganz vorne gibt es auch ein Abteil nur mit Sitzplätzen. Die Leute dürfen auch nicht in den Speisewagen und die Abteilwagen. Es gab deshalb auch kein Ausflugsprogramm. Man durfte raus und erst eine Stunde später wieder in den Zug und musste selbst sehen, was man macht und dass man pünktlich zurück ist.

Ich lief alle Straßen in Bahnhofsnähe einmal ab, dabei immer wieder in jeden Souvenirshop, um mich etwas aufzuwärmen. Es waren -11°C, da frohr man auch mit Mütze und Handschuhen schnell. Ich schaffte aber 3 km, wie Runkeeper mitzählte und die Bewegung tat gut. Wieder an Board kam schon der Aufruf für Lunch. Eine Suppe, Vegiburger mit Salat und ein Stück Kuchen. Beim Essen sahen wir einen Elch am Wasser beim Vorbeifahren und eine Gruppe Bergziegen, ziemlich groß mit schönen runden Hörnern. 

Die Aussichtswagen waren dann mal etwas leerer, aber auch nicht viel zu sehen. Es schneite inzwischen heftig und überall Wolken. Ich genoss trotzdem die Sicht auf die Winterlandschaft. Um zwei spielte eine Frau ein paar Lieder auf der Gitarre mit Gesang. Eigenkompositionen, war ganz nett, leider nur drei Zuhörer die sich in dem Wagen eingefunden hatten. Dann hatte ich mal wieder Empfang und lud mir den neuen Spiegel runter, den alten hatte ich ausgelesen. Ich las noch etwas und ging dann wieder nach ganz hinten in den besten Aussichtswagen, bis der Aufruf zum Dinner kam. Einmal durch den ganzen Zug in den vorderen Speisewagen, 10 Minuten Weg, aber die Bewegung tut gut.

Ich ließ die Suppe weg und schaffte nur die Hälfte vom Lachs. Das Essen ist gut, aber nicht ganz so gut wie in Australien, aber auch hier viel zu viel. Zum Trinken reicht mir das Angebot an Wasser, Tee und Säften. Eine Flasche Rotwein hatte ich mir in Vancouver noch gekauft und gönne mir abends ein kleines Gläschen, im Zug ist das mit 9 Dollar recht teuer. Aber besser als alle Getränke frei, wie in Australien, da trinke ich sonst zu viel, hat man ja schließlich bezahlt 😅. Beim Dinner saß ich mit der Künstlerin vom Nachmittag zusammen. Sie reist frei, für das Programm, das Sie gibt. Die zweite Vorstellung um vier Uhr war wohl besser besucht. Sie ist seit acht Jahren auf Tour und war auch schon in Berlin und hat zur Walpurgisnacht auch schon in Elend gesungen, die Welt ist klein. 

Es ist halb acht und dunkel, morgen ist es wieder eine Stunde früher, wenn wir aufstehen. Aber auch vor der Dunkelheit war nicht mehr viel zu sehen, nur Wolken und Schneetreiben. Jetzt sind draußen -13°C und es kühlt nachts noch weiter ab. Die Durchgänge zwischen den Wagen sind ziemlich voll mit Schnee inzwischen. Ich kann noch etwas lesen und spielen und wohl wieder früh schlafen, ist ja eine Stunde weniger. 

8 Mar 2020
Stop in Saskatoon, -17°C, 4 Stunden Verspätung
Stop in Saskatoon, -17°C, 4 Stunden Verspätung

Dritter Tag Zug - weiße Wüste 

Der Stop in Edmonton verzögerte sich von Stunde zu Stunde mehr. Dort hielten wir auch nicht im Zentrum, sondern unspektakulär am Rand, ein Aussteigen lohnte nicht wirklich. Um zehn Uhr abends, bei bereits 4 Stunden Verspätung, ging ich dann lieber schlafen. Der Aufenthalt wurde verkürzt und der Zug raste auf den geraden Strecken durch die Nacht, um die Zeit wieder aufzuholen. Der Schlaf war entsprechend öfter unterbrochen, es rumpelte zeitweise erheblich, ich verfolgte eine Zeit die Zugfahrt auf Googlemaps und stellte fest, dass der Zug 130 km/h fuhr, also eigentlich weniger als gefühlt. Etwas beruhigt versuchte ich wieder zu schlafen. Vereiste Weichen brachten dann wieder zusätzliche Wartezeit und so konnte ich gemütlich um acht Uhr frühstücken, denn der morgendliche Stop gegen sechs Uhr in Saskatoon verschob sich entsprechend. Erst nach halb elf Uhr waren wir endlich in Saskatoon und wie in Edmonton lag der Bahnhof unspektakulär am Rand. Es waren -15°C draußen. Der Aufenthalt war auf 20 Minuten begrenzt. Ich lief einmal durch das Bahnhofsgebäude auf die Straße, ein Stück hoch und runter und dann einmal den Zug am Bahnhof ab, vor und zurück, teilweise bin ich gejogd. Die frische Luft tat trotz der Kälte gut. Die Hände waren aber nach jedem Foto halb erfroren. Nach der Rückkehr in den Zug nutzte ich das Funknetz bei der Stadt, um mal wieder aktuelle Nachrichten zu lesen. Und schon war es wieder Zeit für Lunch. Es gab leckere Spieße mit Garnelen und Venusmuscheln mit Salat und einen leckeren Brownie zum Kompott. Im Aussichtswagen wurde es bald langweilig, es gibt nur weiße Landschaft, ab und zu ein Haus, einmal ein paar Kühe. In meinem Abteil hörte ich dann zu der einfachen Fenstersicht ein paar Geschichten vom "Elefanten der das Glück vergaß". Um drei Uhr gab es eine Bierprobe, ganz nett gemacht mit etwas Warenkunde und vier Sorten kanadischem Bier zum Kosten, war gut besucht. Es folgte ein weiterer Stop mit Internetempfang, Zeit ein wenig den Blog zu schreiben, ein paar Nachrichten zu lesen und zu beantworten. Mit immer noch fast vier Stunden Verspätung erreichten wir Melville mit 10 Minuten Aufenthalt. Die Zeit vergeht irgendwie recht schnell, bald ist schon wieder Dinnerzeit und dann noch eine Gesangsnummer am Abend. Und ich laufe viel im Zug umher, versuche auf meine 10.000 Schritte am Tag zu kommen.

Die letzte Woche ist angebrochen, nächsten Sonntag geht der Flieger das letzte Stück des Erdkreises nach Berlin zurück.

Das Dinner war auch wieder lecker, eine Entenkeule mit Wildreis und viel Gemüse. Vom Essen lief ich dann direkt in den Aussichtswagen, denn die Sonne ging unter, es gab Fotomöglichkeiten mit Sonnenuntergang. Dabei überfuhren wir wieder eine Bundesgrenze und es ist schon wieder eine Stunde später. Ich habe jetzt glaub ich Torontozeit. Nur noch sechs Stunden Differenz zu Deutschland. 

9 Mar 2020
Abwechslungsreicher Landschaft
Abwechslungsreicher Landschaft

Vierter Tag Zug - durchs Seengebiet

Selbst eine kurze Besichtigung von Winnipeg fiel aus, da wir zwar nur noch drei Stunden Verspätung hatten, es aber halb eins in der Nacht war. Der Aufenthalt war mit eineinhalb Stunden geplant, aber wir rangierten, ein Teil des Zuges wurde abgekoppelt und später wieder angekoppelt, es war so laut, dass es kaum möglich war zu schlafen. Um fünf Uhr früh ging es endlich weiter. Ich schlief dann bis acht, konnte in Ruhe frühstücken, denn der geplante Stop in Sioux Lookout am Morgen verschob sich entsprechend.
Um elf Uhr erreichten wir dann Sioux Lookout, aber der Stop wurde auf 10 Minuten verkürzt, wieder keine Gelegenheit, mehr als den Bahnhof zu sehen. Zurück an Bord gab es schon wieder Lunch, ich habe das Gefühl, der Tag besteht hauptsächlich aus essen. Ich hatte einen Falafel mit viel Salat und bestellte mir zum Dessert Eis mit Obst, was nicht im Angebot war, aber ich kann die Kuchen zweimal am Tag nicht mehr sehen. Es gibt doch so viele Möglichkeiten für Desserts, da besteht hier erheblicher Verbesserungsbedarf.
Das Wetter ist toll, blauer Himmel. Sonnenschein lässt den Schnee glitzern. Die Landschaft ist nicht mehr so eintönig, ich hatte gute Plätze in den Domwagen, zur zweiten Lunch Zeit sogar einen Wagen für mich allein. Bin gespannt wann wir morgen ankommen, der Fahrer will versuchen einen Großteil der Verzögerung noch wieder einzuholen, immerhin stehen wir heute nicht so viel, hier scheint die Strecke besser und größtenteils zweispurig ausgebaut zu sein. Vor uns liegen noch die großen Seen, ich hoffe wir erreichen sie noch bei Tageslicht.
Es ist schon bemerkenswert, wie riesig dieses Land ist. Wir fahren und fahren und wenn ich auf die Karte schaue, ist die Ostküste noch immer fast so weit weg wie die Westküste. Es ist noch größer als Australien und fast genauso dünn besiedelt. Was Australien zu heiß ist, ist es hier zu kalt. Ab und zu finden sich Tierspuren im Schnee, aber leider keine Tiere dazu. Die Seen erkennt man daran, dass dort keine Bäume stehen, sie sind alle gefroren und voller Schnee.

Einige Kanadier sagen, es ist weniger Schnee als früher, für mich sind es überwältigend große Schneemassen. Wer richtigen Winter sucht, dem kann ich raten: "Geh nach Kanada."
Wir haben noch eine Stunde Zeitverschiebung, weil hier schon die Sommerzeit ist, also nur noch fünf Stunden Zeitunterschied zu Deutschland.
Nach Sioux Lockout kamen wir in absolute Wildnis, es gab über Stunden kein Haus, keine Straße und kein Funknetz. In dieser Einsamkeit hielten wir an einer Art Bahnhof mit 50-100 Häusern und ließen wieder einmal einen Güterzug passieren. Auch hier im Dorf gab es kein Netz. Die Dorfstraßen bilden einen schwarzen Kontrast zum Weiß ringsumher.
In Winnipeg hat die Besatzung gewechselt, scheint nicht so motiviert wie das letzte Team und es gibt heute kein Unterhaltungsprogramm mehr an Bord.

Zum Glück scheint die Sonne, da macht das aus dem Fensterschauen viel Spaß, aber ein wenig Abwechslung fehlt irgendwie trotzdem. Habe wieder ein paar Geschichten vom Elefanten, der das Glück sucht gehört und den Spiegel schon fast ausgelesen.

Als ich zum Dinner Suppe und Salat bestellte, schaute die Bedienung mich an, als hätte ich sie beleidigt, die Truppe gestern reagierte darauf mit einem wirklich lieben Lächeln und "yes, very well", die jetzigen sollte man in Kundenfreindlichkeit schulen, besonders unter solchen Umständen mit sechs Stunden Verspätung und verkürzten Aufenthalten!

In der letzten Durchsage wurde noch einmal versprochen, dass wir Zeit aufholen, bin gespannt, wann wir morgen ankommen. 

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